Auch dieses Jahr luden der Geschäftsleiter und der Vorstand des Trägervereins seine Freund:innen, Partner:innen und Mitglieder am 12. Septmeber, dem Geburtstag der Schweizerischen Bundesverfassung, zu einem Apéro für Leib, Gemüt und Verstand an den Egelsee ein. Unter dem Leitgedanken «Bring’s mit!» waren die Teilnehmer:innen vor dem Treffen gebeten worden, ein Artefakt zum Thema «Demokratie heute» mitzubringen. So kam eine bunte Vielfalt an Büchern, Zitaten, Zeitungsartikeln und persönlichen Gedanken zusammen.
Die Teilnehmer:innen wurden eingeladen, über den Zustand der Demokratie heute zu diskutieren. In der ersten Runde stellten sie ihre mitgebrachten Artefakte vor. Es entstand ein lebhafter Austausch. In der zweiten Runde wechselten die Teilnehmer:innen die Tische und setzten sich mit den Mitbringseln der anderen auseinander. In der dritten Runde stellten die Gruppen schliesslich eine Diagnose: Wie steht es um die Demokratie?
Vorgeschlagene Diagnosen: Angesichts der aktuellen Schlüsselprobleme wie Klimawandel, Migration, bedrohter Wohlstand und möglicher Krieg in Europa gewinnen je nach politischer Ausrichtung einseitige Lösungsvorschläge an Zuspruch. Im öffentlichen Diskurs herrscht oft eine Empörungskultur, auch zwischen den Parteien. Fast alle wollen nur ihre Vorstellungen durchsetzen. Das Interesse an Konsens und Gemeinsinn nimmt ab. Das Bedürfnis nach einer starken staatlichen Führung, die meine Bedürfnisse befriedigt, wächst. Die Tauglichkeit der Demokratie wird angezweifelt.
In einem weiteren Schritt wurden gemeinsam mögliche Therapieansätze entwickelt: Mehr Erziehung zum Gemeinsinn (nicht nur in der Schule – auch in der Familie), gute Kompromisse schmieden lernen (in der Familie, in der Schule, überall), einen kritischen und gezielten Umgang mit sozialen Medien lernen und pflegen, eine vielfältige und der Demokratie verpflichtete Presselandschaft stärken, mehr den fairen und sachlichen Dialog mit Andersdenkenden suchen. So haben beide die Chance, ein (Selbst-)Bewusstsein zu entwickeln, das auch eher fremden Mitmenschen genügend Raum gibt.
Übrigens: Die Präambel der Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft vom 18. Aüril 1999 (SR 101) nennt das vielleicht wichtigste Elixier für das Überleben der Demokratie: «im Willen, in gegenseitiger Rücksichtnahme und Achtung ihre Vielfalt in der Einheit zu leben,».
Besonders erfreulich war, dass schweiz debattiert und seine Angebote in den Diskussionen immer wieder erwähnt wurden. Viele Teilnehmer:innen zeigten grosses Interesse am Format der Debatte und dem damit verbundenen Perspektivenwechsel durch das Auslosen von Positionen.
Mit der Erkenntnis, dass ein Apéro bestenfalls ein Auftakt sein kann, verabschiedeten sich die Teilnehmer:innen zu später Stunde. Wissen und Wollen allein reichen nicht. Die Taten zählen. Deshalb wird schweiz debattiert auch im kommenden Jahr alles daran setzen, Räume zu schaffen, in denen sich Demokratie entfalten kann.
16.09.2024 | Samuel Bärtschi & Charly von Graffenried