Soll die Trinkwasserinitiative angenommen werden?

Polittalk vom 5.2.2021 mit einer Gruppe aus dem Gymnasium Kirchenfeld

In diesem Polittalk ging es um die Initiative mit dem langen Titel «Für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung – Keine Subventionen für den Pestizid- und den prophylaktischen Antibiotika-Einsatz», über die am 13. Juni 2021 abgestimmt wird. Die Gruppe von Gymnasiastinnen und Gymnasiasten aus dem Gymnasium Bern-Kirchenfeld arbeitete sich am Morgen in das breite Thema ein und debattierte mit zugelosten Positionen; am Nachmittag diskutierte sie mit den beiden Gästen: mit Lukas Abt, der seine Nein mit vielen Beispielen aus dem Alltag als Bauer begründete; und mit Yasmin Abdullahi, die mit Daten und Fakten für ein Ja zur Initiative wirbt.

Für Yasmin Abdullahi, Stadträtin und Mitglied der jglp Bern, ist klar: Für eine grundlegend ökologisch ausgerichtete Landwirtschaftspolitik müssen die Direktzahlungen an viel strengere Vorgaben als bisher gekoppelt sein. Die Futtermittelimporte belegten, dass wir zu viele Tiere halten. Daten aus Gewässeranalysen, Fakten zum Insektensterben oder zur Abnahme der Biodiversität, die nicht erreichten Umweltziele des Bundes zeigten den Handlungsbedarf in der Landwirtschaftspolitik. Auch wenn sie die Fortschritte und Bemühungen von Bäuerinnen und Bauern anerkennt, findet sie, es brauche jetzt einschneidende Änderungen zum Wohle von Mensch und Umwelt. Nur damit habe die Schweizer Landwirtschaft eine Zukunft. Selbstverständlich müssten auch die Konsument*innen informiert und sensibilisiert werden; die Trinkwasserinitiative trage auch dazu bei.

Lukas Abt von der JSVP AG erzählt von seinem Alltag als Bauer auf dem Familienbetrieb, von seinem Agronomiestudium an der Hochschule für Agronomie, Lebensmittelwissenschaften und Forst ( HAFL) der Berner Fachhochschule ( BFH) und von all den konkreten Fortschritten in Bezug auf ökologischen Anbau und nachhaltige Viehhaltung. Für Kühe im Frühling auf der Alp brauche es z. B. wegen des eiweissreichen Grases zusätzliches Kraftfutter, damit sie weniger Ammoniak ausstiessen; aber das Kraftfutter wachse nicht auf der Alp, es müsse zugekauft werden. Die Bäuerinnen und Bauern bemühten sich längst, ihre Betriebe verantwortungsvoll und gleichzeitig betriebswirtschaftlich zu führen. Schon jetzt seien die Direktzahlungen an ökologische Massnahmen wie das Anlegen von Asthaufen gekoppelt. Die Trinkwasserinitiative gehe zu weit und setze einseitig bei den Bäuerinnen und Bauern an.

Was ist also tun? Wie am 13. Juni abstimmen? 

Die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten wussten am Schluss des Tages viel. Die Politikerin und der Politiker argumentierten gut und begründet; was sie sagten, wurde nachvollzogen. Gerade aus der Anerkennung der Pro- wie auch der Contra-Argumente zögerten viele, als sie sich bei der gruppeninternen Abstimmung positionierten mussten. Ausschlaggebend für die Mehrheit beim Ja war dann wohl die Sorge um die Zukunft der Umwelt; die Gymnasiast*innen sind erst 18-jährig.

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