Die quirlige und topmotivierte GYM2-Klasse aus Olten kam schon im Juni 2023 zum Debattieren in das Polit-Forum. Sie kam am 27. Juni 2024 erneut: zum Vertiefen – und um Provokation in der Debatte zu erfahren.
Der erste Teil lief perfekt: Die Schülerinnen und Schüler debattierten in kleinen Gruppen zu einer gewählten Frage, engagiert, versiert und klug. Die Kriterien für die Beurteilung von Debatten nach dem Format „Jugend debattiert“, das auch schweiz debattiert lehrt, erfüllten die Debattierenden: Sie gewichteten ihre korrekten Sachargumente nach ehrwürdigen moralischen, politischen oder gesellschaftlichen Wertungsgesichtspunkten. Sie gliederten und erklärten sie verständlich und anschaulich. Sie hörten einander zu und gingen aufeinander ein. Sie setzten den Fokus auf das Wesentliche und diskutierten das Gemeinsame und das Trennende, bemüht um eine nachhaltige Lösung.
Dann kam der zweite Teil. Wie greift man an? Wie provoziert man? Und natürlich: Wie pariert man den Angriff, ohne in eine Verteidigungsposition der Schwäche gedrängt zu werden? Ursula Naef hat aus entsprechender Fachliteratur 10 Strategien für beide Seiten zusammengestellt, mit Beispielen zum Teil aus der eigenen Erfahrung.
Für diesen zweiten Teil wählte die Klasse die Frage: Sollen Wegwerf-Vapes verboten werden? Contra musste angreifen, Pro musste fair debattieren. Lustvoll überzeichneten die Provozierenden gewisse Methoden, und die Pro-Seite ging dann ihrerseits sofort zum Gegenangriff über. Die Debatte war lustig. Aber – die Aufgabe für das erste Mal eher zu anspruchsvoll.
Bei der Auswertung erwähnten etliche Schülerinnen und Schüler, dass sie nun erkannt hätten, dass hinter Angriff und Provokation ausgeklügelte und bewusst verfolgte Strategien steckten. Und dass es bei solchen Manövern wohl weniger um die Sache als um den Akt des Störens und um ein Machtspiel gehe.
Das Ziel werden die Schülerinnen und Schüler bald erreichen: Die Provokation wird als solche erkannt und führt nicht zum Verteidigungsreflex.
im Februar 2023 / Ursula Naef